In
Der Gebrauch der Lüste und Die Sorge um sich
(Sexualität und Wahrheit Bd. 2 und 3) beschäftigt
sich Foucault mit den Formen, in denen sich die Individuen als Subjekte
(einer Sexualität) anerkennen können und müssen. Aufbauend
auf den Diskurspraktiken und Machttechnologien, die er zuvor analysierte,
untersucht Foucault nun die Herkunft des sexuellen (Begehrens-)Subjekts.
Im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung war das Individuum noch
kein "Subjekt". Der Begriff "Subjekt" heißt
wörtlich übersetzt soviel wie "das Unterworfene".
Bei den Griechen mußte man sich noch keinem bestimmten Diskurs
unterwerfen, um als Subjekt anerkannt zu werden. Viele Verhaltensweisen,
die heute als "natürlich" gelten, konnten damals noch
vom Individuum selbst gewählt oder abgelehnt werden. "Homosexualität"
(als wissenschaftliche Einteilung) gab es damals noch nicht, sondern
nur eine Problematisierung der Knabenliebe, über die sich viele
Philosophen Gedanken machten. Foucault spricht in diesem Buch über
verschiedene "Techniken des Selbst", die man von philosophischen
Lehrmeistern erlernen konnte, um eine "Herrschaft über sich
selbst" (und damit zugleich über andere) und eine "Ästhetik
der Existenz" zu erhalten. Im dritten Band von "Sexualität
und Wahrheit" (Die Sorge um sich) untersucht Foucault
eine historische Verschiebung des Diskurses im Frühchristentum.
Die Knabenliebe wurde immer problematischer (aber noch nicht verboten),
die Ehe dagegen immer wichtiger. Es sind schon einige Entwicklungen
bemerkbar, die man später auch beim modernen Subjekt finden wird.
Der vierte Band von "Sexualität und Wahrheit"
("Die Geständnisse des Fleisches") über
die christliche Pastoralmacht wird leider nicht mehr erscheinen, weil
Foucault testamentarisch eine Veröffentlichung untersagt hat.
Marc-Christian
Jäger