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Michel Foucault: Der Gebrauch der Lüste
und Die Sorge um sich
(Sexualität und Wahrheit, Band 2 und 3)

 

Der Gebrauch der Lüste

Die Sorge um sich

In Der Gebrauch der Lüste und Die Sorge um sich (Sexualität und Wahrheit Bd. 2 und 3) beschäftigt sich Foucault mit den Formen, in denen sich die Individuen als Subjekte (einer Sexualität) anerkennen können und müssen. Aufbauend auf den Diskurspraktiken und Machttechnologien, die er zuvor analysierte, untersucht Foucault nun die Herkunft des sexuellen (Begehrens-)Subjekts. Im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung war das Individuum noch kein "Subjekt". Der Begriff "Subjekt" heißt wörtlich übersetzt soviel wie "das Unterworfene". Bei den Griechen mußte man sich noch keinem bestimmten Diskurs unterwerfen, um als Subjekt anerkannt zu werden. Viele Verhaltensweisen, die heute als "natürlich" gelten, konnten damals noch vom Individuum selbst gewählt oder abgelehnt werden. "Homosexualität" (als wissenschaftliche Einteilung) gab es damals noch nicht, sondern nur eine Problematisierung der Knabenliebe, über die sich viele Philosophen Gedanken machten. Foucault spricht in diesem Buch über verschiedene "Techniken des Selbst", die man von philosophischen Lehrmeistern erlernen konnte, um eine "Herrschaft über sich selbst" (und damit zugleich über andere) und eine "Ästhetik der Existenz" zu erhalten. Im dritten Band von "Sexualität und Wahrheit" (Die Sorge um sich) untersucht Foucault eine historische Verschiebung des Diskurses im Frühchristentum. Die Knabenliebe wurde immer problematischer (aber noch nicht verboten), die Ehe dagegen immer wichtiger. Es sind schon einige Entwicklungen bemerkbar, die man später auch beim modernen Subjekt finden wird. Der vierte Band von "Sexualität und Wahrheit" ("Die Geständnisse des Fleisches") über die christliche Pastoralmacht wird leider nicht mehr erscheinen, weil Foucault testamentarisch eine Veröffentlichung untersagt hat.

Marc-Christian Jäger